20 Jahre nach der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft 2003
<p><strong>Heute vor 20 Jahren wurde die FIFA Frauen-Weltmeisterschaft 2003™ in Philadelphia, USA, angepfiffen - es war eine relativ kurzfristige Ansetzung, denn bis zum April dieses Jahres war China als Ausrichter der vierten Auflage des Turniers vorgesehen. Wir blicken mit euch zurück auf einige der Momente, die in die Geschichtsbücher des Fussballs eingegangen sind. </strong></p>
<p>Aufgrund des Ausbruchs der Lungenkrankheit SARS wurde es für notwendig erachtet, Chinas Gastgeberrolle auf das nächste Turnier zu verschieben. Glücklicherweise verfügten die Vereinigten Staaten, die bereits 1999 Gastgeber des Turniers waren, über die nötige Erfahrung und Infrastruktur ein Turnier von einer solchen Dimension auszurichten. So wurden sie zum ersten und (bisher) einzigen Land, das zwei FIFA-Weltmeisterschaften hintereinander ausrichtete, und das sogar als Titelverteidiger. April Heinrichs, Weltmeisterin von 1991, erhielt die Trophäe in einer feierlichen Zeremonie vor dem Turnier, bei dem sie als Cheftrainerin der USA die erste Person in der Geschichte werden sollte, die sowohl als Spielerin als auch als Trainerin an einer FIFA Frauen-Weltmeisterschaft teilgenommen hatte. </p>
<p>Während die meisten der teilnehmenden Länder bereits für das Turnier 1999 in die USA gereist waren, gab es neben den Veteranen auch einige neue Gesichter - Argentinien, Frankreich und Südkorea gaben ihr Debüt bei der Frauen-Weltmeisterschaft. Glücklicherweise gelang es allen Neulingen, die Gruppe A zu vermeiden, die einstimmig als die "Todesgruppe" des Turniers bezeichnet worden war. In dieser Gruppe befanden sich der amtierende Titelverteidiger (USA), der Afrikameister (Nigeria), der Asienmeister (Nordkorea) und der Vize-Europameister und spätere Finalist von 2003 (Schweden).</p>
<p><strong>Künftige Rekordhalter geben ihr Debüt</strong><br>Allerdings gelang es nur einem der drei Debütanten, nämlich Frankreich, überhaupt zu punkten. Sie waren zusammen mit der Südkorea in die Gruppe B eingeteilt worden, zusammen mit dem ehemaligen Weltmeister Norwegen und einer brasilianischen Mannschaft mit einer ganz besonderen Spielerin: der 17-jährigen Marta, die zum ersten Mal bei einer Weltmeisterschaft dabei war. Während Kátia Brasiliens beste Torschützin des Turniers werden sollte, machte Marta bereits im ersten Spiel Brasiliens gegen Südkorea mit einem verwandelten Elfmeter auf sich aufmerksam.</p>
<p>Diesem ersten Tor bei einer Weltmeisterschaft folgten 16 weitere, mehr als jede andere Spielerin im Männer- oder Frauenfussball. Marta hält bis heute auch den Rekord für die Anzahl Weltmeisterschaften, fünf, bei denen sie mindestens ein Tor erzielt hat. Diesen Rekord teilt sie sich allerdings mit einer anderen WM-Debütantin von 2003, der Kanadierin Christine Sinclair.</p>
<p>Während Marta die beste WM-Torschützin ist, hat Sinclair mit 190 Toren mehr Länderspieltore erzielt als jede andere Spielerin in der Fussballgeschichte. Trotz ihrer erst 20 Jahre hatte sich die junge Christine Sinclair bereits einen Namen gemacht. Vor der Frauen-WM 2003 erzielte sie 40 Tore in 51 Spielen und legte im Laufe des Turniers drei weitere Treffer nach, als sie ihr Land zum ersten und einzigen Einzug in die Runde der letzten Vier verhalf.</p>
<p><strong>Der ursprüngliche Gastgeber China übersteht die Gruppenphase souverän</strong><br>In der Gruppe D hatten die ursprünglichen Gastgeberinnen aus China zwar den Heimvorteil verloren, mit dem sie für das Turnier gerechnet hatten, aber sie meisterten ihre drei Spiele souverän und beendeten ihre Gruppe als Tabellenführer. Sie bewiesen, dass es beim Gewinnen nicht unbedingt darauf ankommt, viele Tore zu schiessen, denn sie erzielten nur ein Tor pro Spiel und sicherten sich trotzdem einen Platz im Viertelfinale. Den ersten Treffer ihres Turniers erzielte die Kapitänin und Co-Spielerin des Jahrhunderts, Sun Wen, gegen Ghana in der 29 Minute mit einem sehenswerten Kopfball. Sun hatte China 1999 als Gewinnerin des Goldenen Schuhs und des Goldenen Balls beinahe zum Ruhm geführt, doch die Chinesinnen unterlagen dem US-amerikanischen Nationalteam knapp im heute noch legendären Elfmeterschiessen im Rose Bowl Stadion.</p>
<p>Den beiden Finalisten des vorangegangenen Turniers konnten ihren Erfolg auch dem letzten Turnier diesmal nicht wiederholen: China scheiterte im Viertelfinale an Kanada, und die USA mussten gegen Deutschland ihre erst zweite Niederlage bei einer Frauen-Weltmeisterschaft hinnehmen. Die Deutschen erzielten zwei Tore in der Nachspielzeit und beendeten das Halbfinale, das als eines der besten Frauenfussballspiele in die Geschichte eingehen sollte, schlussendlich mit einem 3:0-Sieg.</p>
<p><strong>Schwedens Hoffnungen werden in der 98. Minute zerschlagen - schon wieder</strong><br>Im Finale standen sich Schweden und Deutschland in Carson, Los Angeles, gegenüber. Es handelte sich um eine Neuauflage des Endspiels der Frauen-Europameisterschaft 2001, das Deutschland durch ein Golden Goal in der Verlängerung, genauer gesagt in der 98. Minute, gewann. </p>
<p>Leider sollte sich die Geschichte für die Schwedinnen in dieser Hinsicht wiederholen - Hannah Ljungberg sorgte dafür, dass sie nicht ohne Kampf unterlagen und erzielte nach 41 Minuten die Führung. Nach der Halbzeitpause glich Deutschland jedoch schnell wieder durch Maren Meinart aus, die in der ersten Minute der zweiten Halbzeit einen Abpraller verwertete.</p>
<p>Da keine der beiden Mannschaften in der Lage war, den Sack zuzumachen, ging das Spiel in die Verlängerung, aber nicht bevor Nia Künzer von der Bank ins Spiel kam. Die 23-jährige Verteidigerin sorgte nach ihrer Einwechslung für frischen Wind und köpfte einen Freistoss von Renate Lingor ins Netz. Damit was das Spiel entschieden - mit dem letzten Golden Goal, dass in einem FIFA-Wettbewerb erzielt wurde. </p>
<p>Wieder wurden Schwedens Hoffnungen in der 98. Minute zerschlagen, während Deutschland das erste Land in der Geschichte wurde, das sowohl die Männer- als auch die Frauen-Weltmeisterschaft gewinnen konnte. Gleichzeitig wurde Tina Theune die ersten Cheftrainerin, die eine Mannschaft zum Sieg bei einer FIFA-Weltmeisterschaft führte. Ihre Nachfolgerin Silvia Neid machte es ihr das vier Jahre später nach, als Deutschland 2007 seinen Titel erfolgreich verteidigte.</p>
<p>Den Goldenen Ball für die beste Spielerin des Turniers und den Goldenen Schuh für die beste Torschützin erhielt jeweils die legendäre Birgit Prinz. Doch insgesamt war der Sieg der deutschen Mannschaft ein Zeugnis ihrer Stärke als Mannschaft: Zehn verschiedene Spielerinnen erzielten in sechs Spielen unglaubliche 25 Tore.</p>
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