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Pelé - ein Leben in seinen eigenen Worten

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<p><strong>Es gab zweifellos Spieler, die ähnlich gut waren wie er. Der Begriff Greatest Of All Time - abgekürzt GOAT - ist heute eine gängige Bezeichnung im modernen Fussballjargon, wenn Fans über die Stärken ihrer Lieblingsspieler diskutieren. Die Weltmeisterschaft war schon immer die grösste Bühne für die besten Spieler der Welt. Man denke nur an Messi bei der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Katar 2022™, doch wer könnte Cruijff 1974, Maradona 1986, Zidane 1998 und auch Mbappé 2018 vergessen? Doch für Fussballfans überall auf der Welt ist und bleibt Pelé stets eine ganz besondere Persönlichkeit. Und warum ist das so? Weil er der Erste war. Als er auf der Bildfläche erschien, wurde er zum ersten globalen Superstar des Fussballs, zum ersten Fussballer, dessen Name auf der ganzen Welt bekannt war, selbst bei denen, die kaum etwas über Fussball wussten. Alle Grössen, die in Pelés Fussstapfen getreten sind, standen in seinem Schatten. Pelés Tod wird überall betrauert und wir würdigen ihn auf eine Weise, die unserer Meinung nach dem grossen Mann angemessen ist, indem er die Höhepunkte seiner Karriere mit seinen eigenen Worten beschreibt.</strong></p>
<p><strong>Edson Arantes do Nascimento</strong></p> <ul> <li>Geboren am 23. Oktober 1940 in Três Corações (Bundesstaat Minas Gerais)</li> <li>Aufgewachsen in Bauru (Bundesstaat São Paulo)</li> <li>FC Santos: 1956 bis 74: 618 Tore in 636 Spielen</li> <li>New York Cosmos: 1975 bis 74: 37 Tore in 64 Spielen</li> <li>Brasilien: 1957 bis 1971: 77 Tore in 92 Spielen</li> <li>Insgesamt: 1282 Tore in 1386 Spielen</li> </ul> <p><strong>Über seine frühen Jahre</strong><br>Ich wurde in Três Corações geboren, einer kleinen Stadt im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais. Mein Vater war Fussballspieler und wechselte zu Bauru im Bundesstaat São Paulo. Ich war fünf oder sechs Jahre alt, als wir Três Corações verliessen und nach Bauru zogen, wo ich meine Kindheit verbrachte. Auf den Strassen von Bauro habe ich mit dem Fussballspielen angefangen.</p> <p><strong>Über die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 1950</strong><br>Ich war damals gerade zehn Jahre alt. Ich erinnere mich, dass es Vorbereitungen für eine grosse Feier gab, weil die brasilianische Mannschaft sehr gut spielte und das Finale erreicht hatte. Mein Vater hatte mit einigen Freunden in Bauro eine grosse Party arrangiert, wo sie den Sieg feiern wollten. Nach dem Spiel, das Brasilien 1:2 verloren hatte, sah ich meinen Vater zum ersten Mal weinen. Ich fragte ihn, warum er weinte, und er antwortete: &#34;Brasilien hat gerade gegen Uruguay verloren. Es wird keine Feiern geben.&#34; Ich antwortete ihm: &#34;Mach&#39; dir keine Sorgen – wenn ich gross bin, gewinne ich die Weltmeisterschaft für dich.&#34;</p>
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<p><strong>Über seinen Wechsel zum FC Santos</strong><br>Mein Vater spielte für Bauru und der Trainer des Nachwuchsteams namens Valdemar de Brito war ein Freund des Präsidenten des FC Santos namens Athiê Jorge Coury. Der Trainer sprach mit meinem Vater und sagte ihm, es wäre gut, mich zu Santos zu bringen, weil es eine neue Mannschaft war, die Platz für junge Spieler hatte und in jenem Jahr, 1956, Meister geworden war.</p> <p><strong>Über sein Länderspieldebüt für Brasilien</strong><br>Ich bestritt mein erstes Spiel mit der brasilianischen Nationalmannschaft im Maracanã-Stadion gegen Argentinien, als ich 16 Jahre alt war. Ich spielte recht gut und erzielte sogar ein Tor und blieb daher im Team. Dann wurde der Kader für die WM in Schweden zusammengestellt. Ich habe damals bei Santos gut gespielt und auch im Nationalteam.</p> <p><strong>Über sein erstes WM-Spiel</strong><br>Ich hatte mich bei einer Trainingseinheit am Knie verletzt und spielte daher in den ersten beiden Partien nicht. Der damalige Teampsychologe Professor Carvalhais sagte: &#34;Ich mache mir Sorgen um Pelé, denn er ist erst 17 und kommt vielleicht nicht mit dem Druck klar, wenn er gegen Europäer spielen muss. Daher halte ich es für besser, wenn er nicht spielt.&#34; Der Trainer Vicente Viola gab zurück: &#34;Er gehörte zum Stamm des Teams, als wir in Brasilien abreisten, und er hat sich gut erholt. Ich werde ihn spielen lassen.&#34; Anscheinend gab es einen Streit darüber, doch letztlich wurde beschlossen, mich spielen zu lassen. Ich glaube, dass Psychologie im Fussball nicht sehr gut funktioniert!</p>
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<p><strong>Über sein erstes WM-Tor</strong><br>Nach dieser ganzen Vorgeschichte, von der Knieverletzung bis hin zur Einschätzung des Psychologen, habe ich schliesslich gespielt und dann gegen Wales mein erstes WM-Tor erzielt, ein sehr wichtiges Tor in meiner Karriere. Dieser Treffer gab mir mein Selbstvertrauen zurück und wir zogen dank des Sieges in die nächste Runde ein, obwohl es sehr schwierig war, weil Wales sehr defensiv spielte.</p> <p><strong>Über die Ehrenrunde mit der schwedischen Fahne und die Tränen eines Weltmeisters</strong><br>Wir wollten uns bedanken, denn die Schweden waren ein fantastisches Publikum. Die Fans standen auf und klatschten, als wir sie im Finale schlugen. Zehn Minuten vor dem Ende des Spiels haben die schwedischen Fans uns bejubelt, und so sind wir diese Ehrenrunde gelaufen, um uns dafür zu bedanken. Ich war sehr gerührt und habe sogar geweint. Ich wollte ausserdem unbedingt wissen, ob mein Vater und Brasilien überhaupt schon von unserem Sieg wussten, denn es gab ja nur das Radio. Wegen dieser ganzen Anspannung habe ich bei den Ehrenrunden Tränen vergossen.</p> <p><strong>Über seine einzige Teilnahme an der Copa América 1959</strong><br>Das war eine sehr harte Meisterschaft, denn sie wurde in Argentinien ausgetragen. Es gab eine Rangelei zwischen den Spielern von Brasilien und Uruguay. Das war schon etwas beunruhigend, weil alle Spieler beteiligt waren. Zwischen Brasilien, Uruguay und Argentinien gibt es eine überaus intensive Rivalität, viel intensiver als mit Ländern wie Paraguay, Peru, Bolivien und Ecuador. Es gab immer wieder Schwierigkeiten bei Spielen zwischen Brasilien, Argentinien und Uruguay. Im letzten Spiel gegen Argentinien traf ich und wurde damit Torschützenkönig, doch wir belegten nur den zweiten Platz hinter Argentinien.</p>
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<p><strong>Über seine Verletzung bei der WM 1962</strong><br>Diese Weltmeisterschaft war für Brasilien sehr wichtig, denn wir wurden erneut Weltmeister. Für mich persönlich allerdings verlief diese WM nicht gut, da ich im Spiel gegen die Tschechoslowakei, einen der stärksten Gegner Brasiliens, eine Verletzung am linken Bein erlitt. Ich spielte in dieser Partie und Brasilien kam weiter, doch ich verletzte mich am Bein und konnte wegen der Verletzung nicht mehr spielen, auch nicht im Finale. Einerseits war es natürlich fantastisch, dass Brasilien die WM erneut gewinnen konnte, doch andererseits war es nicht gut für mich, denn ich musste zuschauen.</p> <p><strong>Über die Weltmeisterteams von 1958 und 1962</strong><br>Der Regisseur der Seleção war Didi, der als solcher eine ganz andere Spielweise und andere Aufgaben als Garrincha oder Pelé hatte. Er war derjenige, der den Rhythmus für Brasilien vorgab, denn alle Pässe aus der Defensive liefen über Didi. Er war das Hirn unseres Teams, ein sehr erfahrener Spieler, der uns allen auch abseits des Spielfelds viele gute Ratschläge geben konnte. Obwohl er so viel Erfahrung hatte, mochte er das Amt des Kapitäns der brasilianischen Mannschaft nicht wirklich und hat es nie wirklich akzeptiert.</p> <p><strong>Über die Spiele von Santos gegen die europäischen Vereinsmeister beim Interkontinental-Pokal</strong><br>Santos gewann 1962 den Interkontinental-Pokal, als wir Benfica Lissabon zunächst in Portugal und dann auch in Brasilien besiegten. 1963 setzte sich Santos dann auch gegen den AC Mailand durch. Es gab jeweils zwei Spiele gegen den europäischen Vereinsmeister, eins in Europa und eins hier. Dieser Modus war viel interessanter, als wenn es nur ein Spiel gegeben hätte. Die Europäer denken gern, dass sie besser sind als die Südamerikaner. Die Rivalität zwischen den europäischen und den südamerikanischen Mannschaften ist sehr ausgeprägt, denn die Südamerikaner sagen, dass ihr Fussball technisch anspruchsvoller und offener ist, während die Europäer anführen, dass sie besser organisiert und daher stärker spielen.</p>
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<p><strong>Über die Tourneen mit Santos</strong><br>Santos galt damals weithin als bestes Team der Welt und fungierte als Botschafter des südamerikanischen Fussballs. Wir spielten in Afrika, in Asien, in Europa und in Südamerika. Im Januar und Februar spielten wir wegen der wärmeren Temperaturen in Südamerika und in Afrika, und im Juni und Juli dann oft überall in Europa. Es gab ein Jahr, in dem Santos mehr als 100 Spiele bestritt. Ich denke, Santos war das Team, das in der gesamten Geschichte die meiste Werbung für Brasilien gemacht hat.</p> <p><strong>Über Brasiliens Ausscheiden in der ersten Runde bei der WM 1966</strong><br>Das war ein sehr schwieriges Jahr für die brasilianische Nationalmannschaft. Wir hatten schon eine ganze Reihe Probleme und waren nicht auf eine Übergangsphase vorbereitet. Ständig wurden neue Spieler ins Team gebracht und ausgetauscht und auch im Technikstab gab es einige Unstimmigkeiten. Für mich persönlich war es das schlimmste Jahr meiner Karriere, denn das Team hat nicht gewonnen und ich hatte eine Knieverletzung. Ich hatte sogar befürchtet, dass ich mich nicht wieder erholen würde. Das alles war sehr traurig, aber es war eine gute Lektion für Brasilien. Deswegen haben wir uns viel besser auf die WM 1970 vorbereitet. In dieser Hinsicht waren all diese Ereignisse sehr wichtig.</p> <p><strong>Über den Trikottausch mit Bobby Moore bei der WM 1970</strong><br>Wenn ich dieses Foto anschaue, werde ich selbst heute noch sehr emotional, nicht nur wegen der Erinnerungen an diese WM, sondern auch, weil Bobby Moore stets ein beispielhafter Spieler war. Für mich ist er einer der besten Verteidiger aller Zeiten. Am Ende des schwierigen und sehr schönen Spiels gegen England, das Brasilien gewonnen hat, fragte er mich, ob wir die Trikots tauschen könnten. Ich war sofort einverstanden. Bobby Moore war ein sehr entschlossener Spieler, der stets ehrlich und immer sehr fair gespielt hat. Er war das Herzstück der englischen Defensive. Bis heute werde ich sehr emotional, wenn ich dieses Fotos sehe.</p>
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<p><strong>Über das Tor von Carlos Alberto im WM-Finale 1970 gegen Italien</strong><br>Ich werde immer gefragt: &#34;Pelé, wie haben Sie diesen Pass gespielt, ohne überhaupt aufzuschauen?&#34; Dabei ist es aber nicht so, dass ich den Pass gespielt habe, ohne zu schauen. Tatsächlich kannten wir uns im brasilianischen Team alle sehr gut. Wir hatten auch die Spiele der Italiener gesehen und bemerkt, dass sie auf sehr enge Manndeckung setzten und dem Gegenspieler auf Schritt und Tritt folgten. Jairzinho wusste, dass er in die Mitte laufen musste, wenn der Ball am rechten Spielfeldrand war, um seinen Manndecker mit dorthin zu ziehen. Meistens war es Facchetti. In diesem Moment konnte dann Carlos Alberto in den freien Raum vorstossen. Wir hatten diesen Spielzug geübt und auch in anderen Spielen schon umgesetzt. Als also Jairzinho Richtung Mitte lief, erkannte ich, dass es der gleiche Spielzug werden sollte, und wusste sofort, dass Carlos Alberto vorstossen würde. So kam es also zu diesem Tor und jeder erinnert sich daran, aber es war ein einstudierter Spielzug.<br><br></p>
<p><strong>Über den Jules-Rimet-Pokal, der in Brasilien blieb</strong><br>Brasilien hatte das beste Team aller Zeiten, ohne Zweifel. Die WM 1970 prägte die Brasilianer ganz besonders. Wir wussten, dass unser Team stark und sehr gut vorbereitet war, und das wir wieder Weltmeister werden konnten. Auch für uns war es wichtig, diese Trophäe dauerhaft zu behalten. Wir haben immer gesagt: &#34;Wir dürfen dieses Mal nicht verlieren, denn der Pokal wäre für immer unser.&#34; Und auch die Fans sagten uns: &#34;Ihr müsst unbedingt gewinnen und der Pokal muss uns gehören.&#34; Und so kam es dann auch, wir gewannen die WM zum dritten Mal und Brasilien durfte den Pokal behalten.<br><br></p>
<p><strong>Über seinen Wechsel zu New York Cosmos</strong><br>Ich bin 1972 aus der brasilianischen Nationalmannschaft zurückgetreten und habe 1974 Santos verlassen. Ich hatte beschlossen, nicht mehr Fussball zu spielen, obwohl ich zahlreiche Angebote hatte, von Real Madrid, von Barcelona, von América in Mexiko und auch aus Italien und den Niederlanden. Nach zwanzig aktiven Jahren habe ich aufgehört, hier in Brasilien zu spielen, und dachte, dass es in Europa, wo die Bezahlung besser war, als in den Vereinigten Staaten, nicht sehr viel anders sein würde. In dem Fall wäre ich besser in Brasilien geblieben. Daher entschied ich mich, in die USA zu gehen. Dort hatte ich die Möglichkeit, Sport-Marketing zu studieren und meine Kinder konnten mit der englischen Sprache aufwachsen. Ein weiterer wichtiger Aspekt war, dass die Saison in der NASL nur fünf Monate dauerte. Also beschloss ich, dort noch zwei Saisons zu spielen, ohne den Druck, der in Europa oder Brasilien auf mir gelastet hätte. Das war der Grund, warum ich mich entschied, in die USA zu gehen.</p> <p><strong>Über den besten Spieler aller Zeiten</strong><br>Die Leute streiten immer, ob Pelé oder Maradona... Für mich aber war Di Stéfano ein viel vollkommenerer Spieler. Doch ich werde ständig nach einzelnen Spielern gefragt. Man kann im Fussball aber nur als Team gewinnen. Beim Fussball geht es nicht um ein oder zwei oder drei Starspieler.</p>
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