Die unglaubliche Geschichte des Luis Monti
<p><strong>Das FIFA World Football Museum ist im Besitz des argentinischen Passes von Luis Monti, einem der besten Fussballer der 1920er- und 1930er-Jahre, der als einziger Spieler mit verschiedenen Nationalteams zwei WM-Endspiele absolvierte – und das unter Todesdrohungen.</strong></p>
<p>Monti war kaum 1,70 m gross und wurde wegen seiner beeindruckenden Physis dennoch "Doppelpack“ genannt. Als unerschrockener Mittelfeldspieler war er bei den Gegnern gefürchtet, auch wenn er stets fair spielte. Er begann seine Karriere beim Club Huracán, wechselte aber kurz darauf zusammen mit seinem Bruder Enrique zu San Lorenzo de Almagro.</p>
<p>Nach seinem Einstand 1922 war er bald der unumstrittene Chef im Mittelfeld der "Santos" und führte den Klub zu drei Meistertiteln (1923, 1924 und 1927). Dank seiner überragenden Leistung erhielt er 1924 ein Aufgebot für die Nationalmannschaft und gehörte bis zum WM-Finale 1930 in Uruguay zu den besten Argentiniern.</p>
<p>Nach dem Gewinn der Vize-Weltmeisterschaft mit Argentinien ging Monti nach Italien, wo er mit Juventus für Furore sorgte und weitere vier Meistertitel gewann. 1934 folgte er dem Ruf der "Squadra Azzurra", die vor heimischer Kulisse ihren ersten WM-Titel gewinnen wollte, und wurde damit der erste und bis heute einzige Spieler, der mit zwei verschiedenen Nationalmannschaften ein WM-Finale erreichte.</p>
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<p>Sein grösster Fan ist Lorena Monti, die das Erbe ihres Grossvaters in Ehren hält. Von den Drohungen hat sie zigmal gehört. Am heftigsten waren sie 1930, wie sie sich erinnert: "In der Pause, als es 2:1 für Argentinien stand, drohten sie, meine Grossmutter und meine Tante zu töten, sollte Argentinien nicht verlieren." Die Uruguayer schafften schliesslich verdientermassen die Wende. Monti war enttäuscht, aber auch erleichtert.</p>
<p>Wie uns Lorena erzählt, gab es auch vier Jahre später in Italien eine heikle Situation: "Mein Grossvater berichtete uns, dass er zwei WM-Endspiele unter Drohungen spielen musste."</p>
<p>"Er sagte, vor dem Spiel gegen die Tschechoslowakei 1934 kam eine Person mit einer Nachricht von Mussolini in die Umkleidekabine. Die Nachricht lautete, dass es Konsequenzen geben würde, sollten wir nicht gewinnen", so Lorena. "Vier Jahre zuvor in Uruguay sagte man ihm, man würde ihm weh tun, wenn man siegt. Nun sollte er nicht verlieren."</p>
<p>Das FIFA World Football Museum erweckt diese bemerkenswerte Geschichte wieder zum Leben, indem es ein bedeutendes Objekt, das Monti auf seiner Reise stets begleitete, präsentiert: seinen argentinischen Pass. Es ist das Dokument, das ihn begleitete, als er sein Land als WM-Zweiter verliess. Und es ist das Dokument, das ihn als ausländischen Weltmeister wieder zurück nach Hause brachte.</p>
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<p>Als Monti nach Argentinien zurückkehrte, war seine Familie gewachsen. In Turin hatte sein zweiter Sohn Eduardo, der Vater von Lorena, das Licht der Welt erblickt. "Mein Grossvater wohnte im hinteren Teil des Hauses. Ich spielte immer dort", erzählt sie. "Ich erinnere mich an ein Foto auf der Kommode in seinem Schlafzimmer mit einem signierten Juve-Trikot und einer Widmung für meine Grossmutter. Seit ich dieses Foto gesehen habe, bin ich Fan von Juventus und verfolge Woche für Woche die Spiele."</p>
<p>Lorena ist sichtlich stolz auf ihren Grossvater: "Er hat mir einige seiner Sachen geschenkt, Zeitungsausschnitte und einige Medaillen. Als ich geboren wurde, war er schon alt und rief mich immer zu sich, wenn er sich Fussballspiele anschaute."</p>
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<p>"Die Goldmedaille von 1934 war bei meiner Cousine in Pescara. Vor einiger Zeit wurde bei ihr aber eingebrochen. Dabei wurde unter anderem diese Medaille gestohlen", bedauert Lorena.</p>
<p>Lorena freute sich über die Anfrage des FIFA World Football Museums und zeigte nur zu gerne ihre Sammlung. Beim Durchstöbern eines alten Koffers im Haus ihrer Eltern fand sich schliesslich der Pass, den Monti für die Reise zwischen den beiden Endspielen verwendet hatte. "Mit diesem Pass im Museum hat mein Grossvater den Platz, der ihm in der Fussballgeschichte gebührt", freut sich die Enkelin einer der grössten Fussballlegenden.</p>