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Bangerters Erinnerungen: "Jules Rimet? Ein sehr ruhiger, besonnener Mann!"

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<p><strong>Der ehemalige UEFA-Generalsekretär Hans Bangerter hat kürzlich das FIFA World Football Museum in Zürich besucht. Eine einmalige Gelegenheit, mit einem der letzten Zeitzeugen aus der Zeit vor der Kommerzialisierung des Fussballs zu sprechen. </strong></p> <p>Zwischen 1960 und 1989 führte der Schweizer das Tagesgeschäft des europäischen Dachverbandes. Nahezu jeden Meilenstein der WM-Geschichte erlebte der mittlerweile 94-Jährige live im Stadion mit: vom Wunder von Bern 1954 über das Wembley-Tor 1966 bis hin zu Maradonas One-Man-Show in Mexiko 1986. </p> <p>Auf dem Rundgang durch die Ausstellung wurde Geschichte plötzlich lebendig. Als Bangerter die Ausstellungsvitrine zur WM 1966 passierte und mehrere Original-Objekte aus dem Erbe des Schiedsrichters Rudolf Kreitlein erblickte, begannen seine Augen zu funkeln: "Kreitlein hat mir damals meine Anzüge geschneidert." Passend, denn Kreitlein war von Beruf tatsächlich Schneider. Jener Umstand, gepaart mit seiner bescheidenen Grösse von 1,60 Meter&nbsp;sowie mit seinem resoluten Auftreten auf dem Platz, brachten ihm den Spitznamen "das tapfere Schneiderlein" ein.</p> <p>Ein Disput zwischen Kreitlein und dem argentinischen Kapitän Antonio Ratt&iacute;n im WM-Viertelfinale 1966&nbsp;zwischen Argentinien und England wurde von Bangerter lebhaft beschrieben: "Als der Hüne Ratt&iacute;n nach mehrmaligen Verwarnungen nicht vom Platz gehen wollte und Kreitlein ihn wegwies, musste schliesslich die Polizei eingreifen und den Argentinier vom Feld eskortieren. Auch Kreitlein benötigte nach dem Spiel Polizeischutz, da die Zuschauer ziemlich aufgebracht waren." Einen Ball vom besagten Spiel sicherte sich der Schiedsrichter dennoch. Er ist heute in der Dauerausstellung des Museums zu sehen.</p> <p>Auch über den Originalsockel der ersten WM-Trophäe, dem Jules Rimet Cup, staunte Bangerter: "Das ist der Pokal, den wir vor dem Finale 1954 noch in Händen hielten, bevor er dann dem siegreichen deutschen Kapitän Fritz Walter übergeben wurde." Ein überraschendes Ereignis sei es gewesen, das <em>Wunder von Bern</em>, das Deutschland den nötigen Schub aus der Nachkriegsmisere gegeben habe, fügte er in Gedanken vertieft an.</p> <p></figure>Was viele nicht wissen: Vor Bangerters Zeit bei der UEFA war er auch für die FIFA tätig. 1953 wurde er als Sekretär beim Weltfussballverband angestellt und hielt diese Stelle bis 1959 inne. "Damals waren wir drei Leute im Büro an der Bahnhofstrasse 77 in Zürich. Das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen."</p> <p></figure>Auf die Frage, welche Erinnerungen er an den damaligen FIFA-Präsidenten Jules Rimet hat, meinte er nur: "Er kam nicht allzu oft im Büro vorbei, ausser für Sitzungen. Da habe ich ihn manchmal gesehen. Er war ein sehr ruhiger, besonnener Mann." Das letzte Mal habe er ihn am Kongress 1954 in Bern getroffen, wo Rimet auch seine Präsidentschaft abgab. Zwei Jahre darauf verstarb Rimet. "Er war sehr lange FIFA-Präsident und hatte mit dem Zweiten Weltkrieg eine Durststrecke, wo überhaupt kein Fussball gespielt wurde, zu überbrücken. Er hielt den Laden am Laufen, das ist ihm hoch anzurechnen."</p> <p>Obwohl Bangerter viele Ereignisse im Weltfussball persönlich miterlebte, staunte er dennoch über einige Geschichten, die das FIFA World Football Museum zu bieten hat. Seine Erzählungen aus erster Hand hauchten zahlreichen Objekten noch mehr Leben ein. Eine emotionale Zeitreise. Ein Rendezvous mit der eigenen Vergangenheit.</p> <p></figure></figure></p> <a href="#" onclick="player=window.open('http://fifamuseum.brandsarelive.com', 'Player', 'width=375, height=600'); return false;">open player</a>